Als wir das Aftercare-Center begonnen haben, hat Gott mir ganz stark das Bild der Familie aufs Herz gelegt. Wir sind oft die einzige Familie für die Kinder, die bei uns im Kinderheim aufwachsen. In den letzten Monaten durfte ich dies ganz stark erleben. Viele Jugendlichen konnten inzwischen durch das Aftercare-Programm an unserem Berufsvorbereitungs-Training teilnehmen und einen Job finden. Auch unser Arbeitgeber-Netzwerk ist weiter am Wachsen, worüber ich mich total freue. Neben all den praktischen Programmen und Diensten, die wir anbieten, sind wir weiterhin eine Familie für unsere Jugendlichen und jungen Erwachsenen. So stehen wir als Familie zusammen in guten wie in schlechten Zeiten. Wie eine Woche vor unserem Sommer Camp, als ich einen Anruf von Jake* bekomme, seine Frau sei im Krankenhaus für die Geburt ihres zweiten Kindes. Jake ist einer unserer ehemaligen Jungs, die an unserem Berufsvorbereitungs-Training teilnahmen und inzwischen bei einem unserer Arbeitgeber-Partner arbeitet. Auf seiner Arbeitsstelle habe ich ihn immer wieder besucht und mich auch mit seinem Manager unterhalten. Jake macht einen tollen Job an seiner neuen Arbeitsstelle. Nun liegt seine Frau mit Wehen im Krankenhaus. Soweit alles normal und wir freuten uns auf das zweite Kind von Jake. Als ich auf dem Weg ins Krankenhaus bin, bekomme ich den Anruf, dass das Kind geboren sei, seine Frau allerdings nach Geburt ihres Kindes einen Anfall bekommen habe. Als ich im Krankenhaus ankam, war der Anfall vorbei, seine Frau aber nicht ansprechbar. Sie hatte viel Blut verloren und in weiteren Untersuchungen hat sich herausgestellt, dass sie innere Blutungen im Gehirn hatte. Auf den Bildern sah man, dass fast das gesamte Gehirn eine dunkle Fläche von Blut war. Der Doktor sah keine Chance mehr für sie und gab ihr nur noch wenige Stunden. Während den nächsten Stunden besuchten einige Mitarbeiter und ehemalige Heimkinder Jake, die mit ihm im Heim aufgewachsen sind. Wir sind eine Familie. Noch vor nicht ganz einem Jahr haben wir sechs Ehepaare auf einer Groß-Hochzeit getraut. Jake und seine Frau waren ein Paar davon. Nach ein paar wenigen Tagen im Krankenhaus ist seine Frau dann verstorben. Die Nacht verbrachten wir zusammen mit Jake, um die Papiere und Dokumente zu organisieren. 10 ehemalige Jungs, die mit Jake bei uns im Heim aufgewachsen sind, wichen nicht von seiner Stelle und begleiteten ihn, bis wir am frühen Morgen mit dem Leichnam bei Christ for Asia ankamen. Auf den Philippinen ist es üblich, den Leichnam Zuhause für einige Tage aufzustellen, um Abschied zu nehmen. Dabei ist rund um die Uhr jemand wach. So haben wir tagelang Abschied genommen und alle Kinder von CFAI waren mit dabei, wie eine große Familie. Nun begleiten wir Jake auch in dieser Phase, wo es drum geht, zu schauen wie es nun für Jake weitergehen kann. Sein Arbeitgeber, der mit allen Mitarbeitern auch bei der Beerdigung teilnahm, bat Jake zurück zu kommen, sobald er dazu bereit ist. ~Wir wissen nicht warum seine Frau sterben musste, aber wir glauben, dass Gott einen genialen Plan für Jake und seine beiden Töchter hat. Während unserem Sommercamp durften wir die Segnung der beiden Töchter von Jake feiern. Wir sind eine Familie und ich freue mich, von der zweijährigen Tochter Patenonkel zu sein. Auch wenn es unser Ziel ist, mit unseren Angeboten im Aftercare-Center alle Jugendliche auf ein selbständiges Leben vorzubereiten, wissen wir trotzdem, dass wir Familie sind und für die meisten für immer Familie bleiben werden. Im Moment sind wir dabei, Jake ein kleines Häuschen in der Nachbarschaft seiner Geschwister zu bauen, was ihn finanziell sehr entlastet und seine Geschwister ihn mit den beiden Kindern unterstützen können.